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Die dju trauert um Michael Schulenberg
Eingestellt am 08.05.2011
Die dju trauert um Michael Schulenberg.
Er war ein Gewerkschaftssekretär wie man ihn sich wünscht. Hilfsbereit, zuverlässig, kompetent und respektvoll. Dabei klar und verbindlich in der Sache. Nun ist er nicht mehr unter uns. Ein tragischer Verkehrsunfall hat Michael Schulenberg am 2. Mai 2011 gerade 56-jährig jäh aus dem Leben gerissen.
Mit der Gründung von ver.di 2001 war er von der DAG in den Fachbereich 8 Medien, Kunst und Industrie in das Münsterland gekommen. Er trat dort in die recht großen Fußstapfen von Peter Hunke, von dem er sich anfangs noch einiges abgucken konnte. Bei allen Schwierigkeiten, die die Neugründung der großen Dienstleistungsgewerkschaft mit sich brachte, ließ sich Michael nicht beirren. Mit Akribie und Fleiß arbeitete er sich in die für ihn neuen Materien ein.
Und wurde ein guter Ratgeber für all diejenigen, die ihn um Rat fragten. Und in der nie ganz einfachen Medien- und Kreativbranche waren es viele, die seinen Rat brauchten. Das waren nicht nur Redakteure, Verlagsangestellte, Drucker, Papierverarbeiter und Kameramänner, sondern gewerkschaftliche Exoten wie freie Journalisten und Fotografen, Künstler und Musiklehrer, Schauspieler und Bühnentechniker und Leute vom Kino. Das Feld, das er zu beackern hatte, forderte ihn. Er mobilisierte für die Tarifrunden, beriet Betriebsräte, schloss Haustarifverträge ab, half bei Betriebsratsgründungen und begleitete Kollegen, die von ihrem Arbeitgeber verklagt wurden, zum Arbeitsgericht. Und er unterstützte Freiberufler, wenn deren Rechnungen vom Auftraggeber nicht bezahlt wurden.
Wenn er mal wieder im Münster und im Münsterland unterwegs war, hielten ihm im Büro anfangs Karin Börger, später Martina Engelmann und Ulrike Kensy den Rücken frei. Michael stellte sich mit großer Geduld den mannigfaltigen Aufgaben, die auch aus der eigenen Organisation an ihn herangetragen wurden, und behielt dabei seinen ganz eigenen Humor. Dieser half, auch schwierige Situationen zu meistern.
Schneller als ihm lieb war, musste er mit dem wenig gewerkschaftsfreundlichen Gebaren der Zeitungsverleger Bekanntschaft machen. Gleich in einer seiner ersten Betriebsversammlungen ließ ihn der Dortmunder Verleger Lambert Lensing-Wolff von der Polizei abführen. Rechtswidrig. Er ließ ihn gewähren: "Die Handschellen wollte ich mir dann doch ersparen".
Die beiden sollten sich später noch einmal in einer Schlagzeilen trächtigen Auseinandersetzung gegenüber stehen, als dieser nämlich im 19. Januar 2007 die komplette Lokalredaktion der Münsterschen Zeitung ersetzen ließ, was ganz Münster in einen sechswöchigen Ausnahmezustand versetzte und den Rest der Republik auf die Westfalenmetropole schauen ließ.
Ursprünglich hatte Michael Bankkaufmann werden wollen. Das half ihm später, wenn er die nicht immer ganz einfachen Abrechnungen für den Fachbereich und die Ortsvereine machen musste. Nach der Lehre studierte er an der Universität Wuppertal Wirtschaftswissenschaft mit dem Schwerpunkt Arbeit und Sozialstrukturen. Als Diplom-Ökonom fing er im Januar 1987 bei der verdi-Gründungsorganisation DAG in seiner Heimat Hamm an, wo er sich in der Rechtsberatung und auch in der Jugendarbeit engagierte.
Die hauptamtlichen und die ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen, nicht nur Fachbereich 8, sondern im ganzen Bezirk Münsterland, werden Michael Schulenberg schmerzlich vermissen.
Frank Biermann