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WN-Jahresabschluss 2007: Diese Zahlen können sich sehen lassen

Eingestellt am 12.01.2010

Münster. Die Westfälischen Nachrichten in Münster sind Medienhaus, das keine Gelegenheit verstreichen lässt, um auf seine über 280-jährige Geschichte zu verweisen und sich im gleichen Atemzuge gerne als weltoffenes und zukunftsorientiertes Unternehmen präsentieren möchte. Doch auch hier ist der Lack ab, viele Unternehmen im Konzern haben Tarifflucht begangen, setzen zuweilen auch recht hemdsärmelig ihre ganz eigenen Entlohnungsmodelle durch. Nur selten gibt es Gelegenheit, hinter die Kulissen zu schauen und auch mal einen ungeschminkten Blick auf die wirtschaftliche Lage des Traditionshauses zu werfen. Es dauerte lange, doch im Laufe des dritten Quartals des Jahres 2009 ist der Konzern endlich seiner Veröffentlichungspflicht nachgekommen und hat den Jahresabschluss 2007 im elektronischen Bundesanzeiger (www.ebundesanzeiger) eingestellt. Und die Zahlen können sich wirklich sehen, wenn auch das Jahr für die Konzernmanager nicht frei von Überraschungen war. Denn das Finanzamt hat offensichtlich unerwartet genau hingeschaut.

Der Konzernlagebericht geht auch auf die Situation der einzelnen Firmen in der Aschendorff-Gruppe ein. Erfolgreiches Flagschiff ist einmal mehr die Regionalzeitung "Westfälische Nachrichten", Auflagenverlust war zumindest 2007 noch kein Thema. So heißt es in dem Bericht wörtlich: "Im Geschäftsjahr 2007 ist die durchschnittliche Tagesdruckauflage der Ausgaben der Westfälischen Nachrichten und der Zeno-Verlage/IVZ im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert geblieben." Neben dem Bereich "Zeitungen" benennt der Bericht als weitere operative Geschäftsbereiche das Druckhaus, den Buchverlag und den Anzeigenservice Zeitschriften. Zudem entwickelte der Aschendorff-Gruppe "über verschiedene Beteiligungen Aktivitäten im Bereich des lokalen Rundfunks, bei verschiedenen Anzeigenblättern und im Bereich Internet/Digitalmedien".

Richtig spannend wird es aber erst, wenn der Bericht Vermögens- und Finanzlage sowie die Ertragslage beschreibt. Das Eigenkapital des Konzerns wird mit 16,0 Millionen Euro angegeben, das entspricht einer Eigenkapitalquote von 31,5 Prozent. Mal wieder wie eine Erfolgsstory lesen sich schließlich die Zahlen zu den Umsätzen und Erträgen.

So haben sich im Geschäftjahr 2007 die Konzernumsatzerlöse um 5,5 Millionen Euro auf gut 106 Millionen Euro erhöht. Dieser Anstieg ist insbesondere auf ein Umsatzplus von 4,5 Millionen Euro im Bereich Zeitung zurückzuführen. Ergänzend heißt es weiter: "Darüber hinaus konnten die Erlöse aus Dienstleistungen des Konzerns für nicht konsolidierte Beteiligungsunternehmen bei weitgehend unveränderten Erlösen in den Bereichen Druckerei, Anzeigenservice Zeitschriften und Buchverlag um 1,0 Millionen Euro gesteigert werden."

Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit wird mit 7,2 Millionen Euro gegenüber 7,4 Millionen Euro im vergangenen Jahr angegeben. Allerdings habe sich das reine Betriebsergebnis nach Abzug der gestiegenen Materialaufwendungen (+ 4,4 Millionen Euro) und der angestiegenen übrigen Betriebsaufwendungen (+ 3,3 Millionen Euro) um 1,0 Millionen Euro verschlechtert. Gleichzeitig habe sich aber das Finanzergebnis um 800 000 Euro verbessert.

Dann war da aber noch die Sache mit der Steuer. Dazu heißt es in dem Bericht: "Nach Verrechnung der bedingt durch die Betriebsprüfung für die Geschäftsjahre 2002 bis 2005 erhöhten Steueraufwendungen von 3,4 Millionen Euro (+ 1,9 Millionen Euro) und des nur für das Geschäftsjahr 2007 ausgewiesenen negativen außerordentlichen Ergebnisses von -0,1 Millionen Euro verbleibt im Berichtsjahr ein Jahresüberschuss im Konzern von 3,7 Millionen Euro (Vorjahr: 5,9 Millionen Euro)."

Bleibt für den außenstehenden Beobachter nur das Fazit: Das Finanzamt hat offensichtlich gut aufgepasst, und dennoch bleibt ein mehr als respektables Ergebnis, um das viele Konkurrenten den Aschendorff-Konzern beneiden.

Uns wie sieht die Zukunft aus?

Dazu git es im Konzernlagebericht für das Geschäftsjahr 2007 schließlich noch den Abschnitt "III. Chancen und Risiken der künftigen Entwicklung". Als Risikofaktoren werden die Entwicklung des Werbe- und Anzeigenmarktes sowie die langfristigen Änderungen des Leseverhalten genannt. Der Konzern wird sich also noch breiter aufstellen. Wörtlich heißt es in dem Bericht: "Langfristige Änderungen des Leserverhaltens durch gesellschaftliche Entwicklungen und verstärkte Nutzung neuer Medien – gefördert u.a. durch die demografische Entwicklung – könnten die Reichweite insbesondere der Tageszeitung beeinträchtigen und sind durch den Ausbau von Gratiszeitungen und digitalen Angeboten ausgleichen." Der Konzern könne von der verstärkten Nutzung neuer Medien gerade im regionalen Bereich profitieren, er habe die sachlichen und personellen Ressourcen, um das vorhandene Informationsangebot auch crossmedial über Online-Produkte zu vermarkten.

Für die Zukunft sieht der Konzern durchaus nicht schwarz. Für das Geschäftsjahr 2008 erwartete die Geschäftsführung eine leichte Abschwächung des Anzeigen- und Beilagengeschäftes. Alle anderen Umsatzbereiche dürften sich stabil entwickeln. Bemerkenswert ist auch noch folgende Darstellung: "Im Geschäftsbereich "Druckhaus", der Ende 2007 von der Aschendorf Medien GmbH & Co. KG in eine eigenständige Gesellschaft abgespalten wurde, ist derzeit nicht mit wesentlichen Marktrisiken zu rechnen."

Wer den Konzernbericht im Detail nachlesen will, der muss unter www.ebundesanzeiger.de den Suchbegriff "Westfälische Nachrichten" eingeben und sich den Konzernbericht heraussuchen. Aktuell steht er in der Reihenfolge der Suchergebnisse ganz oben.

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