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Westfälische Nachrichten befinden sich in schlechter Gesellschaft
Eingestellt am 29.06.2014
Münster. Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di Münsterland kritisiert die Entscheidung des Verlages Aschendorff in Münster scharf, sich zum 1. Januar 2015 aus seiner Verantwortung als tarifgebundener Verlag zu verabschieden. Der Herausgeber der im Münsterland erscheinenden Westfälischen Nachrichten (WN), der sich in seiner Außendarstellung gerne als sozial handelndes Familienunternehmen darstelle, entziehe sich damit seiner sozialen Verantwortung gegenüber seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
„Wir fordern den Verlag Aschendorff auf, beim nordrhein-westfälischen Verlegerverband umgehend wieder Mitglied mit Tarifbindung zu werden“, stellt Dr. Frank Biermann, Vorsitzender der dju in ver.di Münsterland, klar. Zumindest müsse ein Firmentarifvertrag abgeschlossen werden, der für alle im Konzern arbeitenden Redakteurinnen und Redakteure den geltenden Tarifvertrag in vollem Umfange anerkenne.
Völlig unverständlich ist nach Einschätzung der dju die Aussage von WN-Chefredakteur Dr. Norbert Tiemann, der Verlag befinde sich mit seiner Entscheidung „in allerbester Gesellschaft“. Das sei ganz offensichtlich falsch, denn eine Gesellschaft von „Tarifflüchtigen“ sei die schlechteste, die sich ein modernes Unternehmen, das auf Tradition und Werte setze, angehören könne. „Egal, ob wir auf Rheine, Dülmen, Coesfeld, Oelde oder Bielefeld blicken – überall dort werden in den Verlagen die Redakteursgehälter nicht einfach eingefroren, sondern weiter entsprechend dem Flächentarifvertrag bezahlt. Und genau das sollte auch einem wirtschaftlich kerngesunden Verlagshaus wie Aschendorff weiterhin möglich sein", so Biermann.
Aus Gewerkschaftssicht solle sich Dr. Tiemann also besser seine Freunde in der unmittelbaren Nachbarschaft suchen und seinen Blick nicht all zu sehr in die Ferne schweifen lassen. Zumal die Lohn- und Gehaltsentwicklung von Redakteurinnen und Redakteuren seit über zehn Jahren eher von Verzicht denn von realem Zuwachs gekennzeichnet sei. Zudem habe der Verlag in der Vergangenheit nicht unerhebliche Summen einsparen können, indem freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht entsprechend der mit den Journalistengewerkschaften vereinbarten Vergütungsregeln bezahlt worden seien.
Mehr dazu hier:
http://mmm.verdi.de/tarife-beruf/05-2014/in-schlechter-gesellschaft